Aktuell sind Gasheizungen das dominierende Heizungssystem. Im Durchschnitt benötigt ein Einfamilienhaus pro Jahr etwa 2.000 Kubikmeter Heizungsgas, oder genauer gesagt Methan. Oft dient die Heizung dabei gleichzeitig der Warmwasserbereitung.
Dieser Durchschnittsverbrauch entspricht einem direkten Ausstoß an Treibhausgasen von etwa vier Tonnen. Die tatsächliche Wirkung aufs Klima ist aber größer. Zum einen wird immer mehr Flüssiggas verwendet. Es wird also zusätzliche Energie benötigt, um das Erdgas für den Transport zu verflüssigen. Außerdem entstehen bereits bei der Förderung Verluste, man spricht vom Methanschlupf. Über die komplette Lieferkette fällt daher ungefähr das Zwei- bis Dreifache an Treibhausgasäquivalenten an.
Um das Klima zu schonen und die Abhängigkeit von unsicheren Lieferketten zu verringern, brauchen wir daher alternative Techniken der Wärmeerzeugung. Eine zentrale Rolle kommt dabei der Wärmepumpe zu. Dieses Heizgerät kehrt quasi das Konzept der Kältemaschine um, weitaus besser bekannt als Kühlschrank. Erfunden und patentiert wurde die Technik vor rund 150 Jahren in Deutschland durch Carl von Linde. Während Kühlschränke der Luft im Inneren Wärme entziehen und an die Küchenluft abgeben, sammeln Wärmepumpen die vorhandene Umweltwärme ein. Luftwärmepumpen nutzen, wie der Name schon sagt, die Umgebungsluft. Erdwärmepumpen holen die Energie aus tieferen Schichten. Auch Gewässer eignen sich prinzipiell als Energielieferanten (für Großwärmepumpen, z.B. im Bereich Fernwärme), spielen im Privathaushalt aber keine Rolle. Die gewonnene Wärme heizt dann die Raumluft und den Wasserkreislauf.
Es rechnet sich auch für den Geldbeutel
Über einen 12-Monats-Zeitraum erzeugen moderne Wärmepumpen aus einer Kilowattstunde Betriebsstrom mehr als 5 Kilowattstunden Wärme. Wer bisher 2.000 Kubikmetern Gas verbraucht hat, das entspricht ungefähr 20.000 Kilowattstunden (kWh), braucht dann in Zukunft rund 4.000 Kilowattstunden Strom. Das rechnet sich auch finanziell. Zwar ist die Kilowattstunde Strom teurer also die Kilowattstunde Gas, aber eben nicht fünfmal so teuer.
Nach Schätzungen sind derzeit in Europa rund 20 Millionen Wärmepumpensysteme im Betrieb, sie versorgen gut 15 Prozent des Gebäudebestandes. Die Marktdurchdringung ist in den nordeuropäischen Ländern am höchsten, Deutschland fällt mit drei Prozent deutlich ab.
In den vergangenen Jahren wuchs der Markt für Wärmepumpen deutlich zweistellig, die Aussichten für die Technologie sind weiterhin gut. In der Vergangenheit haben sich vor allem asiatische Hersteller wie Daikin, LG und Mitsubishi sowie skandinavische Unternehmen wie Nibe Expertise erworben. Sie drängen auch auf den deutschen Markt. Trotzdem dominieren aktuell noch deutsche Hersteller wie Bosch, Stiebel Eltron, Vaillant, Viessmann, Weishaupt und Wolf den heimischen Markt. Grund ist die historisch gewachsene Verankerung im deutschen Sanitär- und Heizungsbauer-Handwerk.
Übernahmen und Kooperationen liegen im Trend
Deutlich zu beobachten ist, dass die Firmen auf Wachstum setzen. Dies manifestiert sich vor allem in einem deutlichen Ausbau der Produktionskapazitäten, aber auch in Veränderungen der Eigentümerstruktur. Im Frühjahr 2023 veräußerte der Marktführer Viessmann seine Klimasparte an den US-Konzern Carrier Global. Wolf ist mittlerweile Bestandteil der italienischen Ariston-Gruppe. Zu nennen ist auch Produktions-Joint-Venture des österreichischen Technologieführers Lambda mit der deutschen Zewotherm-Gruppe.
Die neue Generation von Heizungen zu produzieren, ist das eine. Doch wer soll die Zig-Millionen Wärmepumpen einbauen? Auch das Heizungs-Handwerk wird sich voraussichtlich verändern müssen. Die zunehmende Komplexität der Technik und der demographisch bedingte Rückgang an Arbeitskräften motiviert den Trend zu stärker arbeitsteilig und damit eher industriell organisierten Betrieben.