Der Angriff der russischen Armee hat Millionen Ukrainer aus ihrem normalen Leben gerissen. Umso wichtiger ist es, sich mit den Betroffenen solidarisch zu zeigen. Seit 1990 sind die Steyler Missionarinnen in der Ukraine. 14 Schwestern waren bei Ausbruch des russischen Krieges an fünf Orten im Einsatz: in Kiew, Boryspilin, Krementschuk, Khmelnytskyi und Verbovets. Sie arbeiten dort unter anderem in Gemeinden, helfen Kindern, die an Aids erkrankt sind, und kümmern sich um Obdachlose. Fünf der Schwestern haben die Ukraine verlassen müssen und sind nach Polen gegangen, nachdem ihr Dorf Khmelnytskyi am 28. Februar von der russischen Armee belagert wurde. In Polen helfen sie nun anderen Geflüchteten. Die übrigen neun Schwestern sind weiterhin in der Ukraine.
Um die Steyler in dieser schwierigen Lage zu unterstützen, startete die Steyler Ethik Bank kurz nach Kriegsausbruch eine Spendenaktion. Bisher sind rund 15.000 Euro zusammengekommen, die über das Generalat der Steyler Missionsschwestern dorthin geleitet werden, wo die Not am größten ist.
Viele Häuser für Geflüchtete geöffnet
Angesichts der Dimension dieses Krieges und der riesigen Zahl an Flüchtenden, ist es schwer, den Überblick zu behalten. Doch die Ordensleute lassen sich hiervon nicht entmutigen. Jeder setzt sich dort ein, wo er gerade ist. Und so nehmen die Steyler Missionsschwestern und Missionare überall dort, wo sie Platz haben, geflüchtete Menschen auf: sei es in der Ukraine, Polen, Ungarn, Rumänien oder Deutschland. Zugleich organisiert der Orden viele Hilfslieferungen.
Auch Sr. Maria Chiara, die in Rumänien lebt, machte sich Anfang April auf den Weg in die ukrainische Stadt Ceranauti. Gemeinsam mit Mitarbeitern von Hilfsorganisationen brachten sie Medikamente und Verbandsmaterial dorthin. Vor Ort erlebte Sr. Maria Chiara eine Gesellschaft im Kriegszustand:
„Im Kellergeschoss trafen wir eine Gruppe von Frauen, die jeden Tag für über 450 Personen, Flüchtlinge, Soldaten und Arme kocht. Das Essen wird dann portioniert von den Freiwilligen des Kolpinghauses an die Bedürftigen ausgeteilt. Besonders auffallend war es zu sehen, wie alle Fenster der Sozialküche völlig mit Sandsäcken zugedeckt waren und die Frauen beinahe ohne Tageslicht im Kellergeschoss arbeiten mussten. Als ein bescheidenes Zeichen der Anerkennung für ihre großzügige Arbeit brachten wir für alle Schokolade mit und zwei große Kochtöpfe, über die sie sich riesig freuten.“
Auch in der benachbarten Schule war nichts mehr, wie es war. Statt auf Schülerinnen und Schüler traf die Missionsschwester Frauen und Männer, die Erste-Hilfe-Täschchen für Soldaten nähten.
„Ich staunte über den Mut und die große Hilfsbereitschaft dieser Frauen und Männer, die sich auf diese Weise für den Frieden ihres Landes einsetzen“, schreibt die Ordensfrau in ihrem Bericht. „Erschütternd war für uns alle, als wir auf dem Heimweg die jungen Familienväter sahen, die sich mit Tränen in den Augen von ihren Frauen und Kindern an der Grenze verabschieden mussten, ohne zu wissen, ob sie sich wiedersehen werden.“
Die Gefahr ist allgegenwärtig
Nicht nur an der Front, auch in weit entfernen Landesteilen müssen die Menschen Bomben- und Raketenangriffe fürchten. Die ukrainische Missionsschwester Viktoria, die mittlerweile in Athen lebt, ließ sich davon aber nicht abhalten. Sie machte sich kurzerhand auf den Weg in ihre alte Heimat, um zu helfen.
Ein Ende des Krieges ist noch immer nicht abzusehen. Daher sammeln wir weiterhin Spenden zur Unterstützung der Ukraine-Nothilfe. Alle Informationen hierzu und aktuelle Berichte zur Nothilfe finden Sie auf der Internetseite: www.steyler-bank.de/hilfe-fuer-die-ukraine
Armin Senger