Was war der erste Gedanke, als Professor Krämer von der Idee eines gemeinsamen Engagementseminars mit der Steyler Ethik Bank berichtete?
Maximilian Schreiner: Ich bin auf die Idee durch den Instagram-Post der Alanus Hochschule aufmerksam geworden und war von Beginn an vom neuen Konzept des Moduls „Social Banking“ überzeugt. Auch davor hatte ich bereits die Idee, einmal eine Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft zu besuchen. Allerdings nicht, um dort eine Rede zu halten, vielmehr aus Neugierde darüber, wie das Ganze abläuft. Jetzt die Möglichkeit geboten zu bekommen, dort im Rahmen des Studiums eine Rede halten zu dürfen, finde ich noch immer großartig. Ich habe festgestellt, dass mir besonders die praktischen Module im Studium viel Freude bereiten, und hier hat mich das Engagement-Seminar mit der Steyler Ethik Bank nicht enttäuscht. Natürlich hatte ich zu Beginn auch etwas Respekt vor der Aufgabe, eine solche Rede zu schreiben und auch vorzutragen, aber die Neugierde und Vorfreude überwog.
War die Zusammenarbeit von Alanus Hochschule und Steyler Ethik Bank für euch etwas Besonderes, oder sind solche Kooperationen mittlerweile häufiger zu finden?
Maximilian Schreiner: Meiner Meinung nach sind solche Kooperationen in unserem Studium noch zu selten. Es war zwar nicht völlig neu für uns, mit einem Unternehmen gemeinsam ein Modul zu gestalten. Aber in diesem Maße Unterstützung von einem Unternehmen zu erfahren, ist eher die Seltenheit. Wir haben schon viele Fallstudien mit Unternehmen erarbeitet und auch immer wieder einzelne Gastdozierende aus Unternehmen in den Vorlesungen, aber die vollständige gemeinsame Gestaltung eines Moduls mit einem Unternehmen gibt es in dieser Form meines Wissens noch nicht.
Das gemeinsame Projekt verfolgt mehrere Ziele. Hauptanliegen ist, die nachhaltige Transformation zu fördern. Aber auch finanzielle Bildung gehört dazu: Wie beurteilt ihr die Wirkung? Sind wir hier weitergekommen?
Maximilian Schreiner: Ich denke, es wäre etwas überambitioniert zu behaupten, dass wir durch unsere einzelne Rede auf der Hauptversammlung die nachhaltige Transformation direkt voranbringen konnten. Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass all unsere Reden eine Wirkung gehabt haben werden. Maja Göpel beschreibt es in ihrem Buch sehr schön, indem sie uns auffordert, „Wirkung zu entfalten – ein ‚Wirk‘ zu sein. ‚Wirk‘ bedeutet hier, dass wir die Welt als ein Beziehungsgeflecht wahrnehmen und dabei merken wir, dass wir immer auf andere wirken und dadurch eine Wirklichkeit entsteht.“ Also egal, ob auf kurze oder lange Sicht, unsere Rede wird bestimmt ihre Wirkung entfalten. Wie groß diese dann letztendlich ausfällt, lässt sich erst im Nachhinein beurteilen.
Auch den Aspekt der finanziellen Bildung möchte ich nicht außer Acht lassen. Denn durch die Inhalte zum Thema Engagement ist auch mir noch einmal mehr bewusst geworden, welche enormen Wirkungen Geld haben kann. Durch die Umsetzung des Moduls in dieser Form bin ich zum Beispiel wesentlich besser mit meinen Rechten als Aktionär vertraut.
Wie hat sich dein Verständnis von Aktieninvestments verändert?
Nurzisan Yilmaz: Mein Verständnis von Aktieninvestments hat sich durch das Modul „Social Banking“ und meine Erfahrungen auf der Fraport-Hauptversammlung erheblich vertieft. Ursprünglich habe ich Aktien hauptsächlich als ein Instrument zur Wertsteigerung und Dividendenzahlung gesehen. Doch durch das Modul habe ich gelernt, dass Aktieninvestments auch eine soziale Komponente haben. Das Modul sowie die Hauptversammlung haben mir gezeigt, dass immer mehr Anleger Wert auf nachhaltige und ethische Investitionen legen. Unternehmen, die sich sozial und ökologisch verantwortlich verhalten, gewinnen an Bedeutung. Anleger können durch ihre Investitionsentscheidungen und Stimmrechte auf Hauptversammlungen die Unternehmenspolitik beeinflussen. Dies eröffnet die Möglichkeit, aktiv zu einem positiven Wandel beizutragen.
Die Teilnahme an der Hauptversammlung hat mir die Bedeutung des Stimmrechts als Aktionär verdeutlicht. Es ist auf jeden Fall ein wichtiges Instrument, um Einfluss auf die Unternehmensführung zu nehmen und auch sicherzustellen, dass das Unternehmen im Interesse der Aktionäre handelt. Außerdem bietet sich die Chance zum direkten Dialog mit dem Management, was auch super interessant war.
Was nimmst du persönlich mit aus dem Seminar?
Nurzisan Yilmaz: Das ganze Projekt hat mein Verständnis für die Bedeutung nachhaltiger und ethisch verantwortungsvoller Investitionen erheblich erweitert. Ich habe begonnen, Unternehmen nicht nur anhand ihrer finanziellen Performance zu bewerten, sondern auch auf ihre ESG-Kriterien zu achten. Dies bedeutet, dass ich nun im Falle einer Investition verstärkt in Unternehmen investiere, die sich durch nachhaltige Praktiken und eine starke soziale Verantwortung auszeichnen. Die Teilnahme an der Fraport-Hauptversammlung hat mir praktische Einblicke in die Bedeutung von guter Unternehmensführung und Transparenz gegeben: Mir ist bewusst geworden, wie wichtig es ist, dass Unternehmen mit ihren Stakeholdern in einem offenen Dialog stehen und deren Interessen berücksichtigen. Dies fördert Vertrauen und trägt auch zur langfristigen Stabilität sowie positiver Entwicklung des Unternehmens bei.
Die Präsentationen und Diskussionen über umweltfreundliche Initiativen und Nachhaltigkeitsberichte haben mir gezeigt, dass Unternehmen, die aktiv an nachhaltigen Projekten arbeiten, langfristig besser aufgestellt sind und weniger Risiken ausgesetzt sind. Auch ist mir persönlich klarer geworden, dass ich als Individuum und Investor eine wichtige und aktive Rolle in der Förderung nachhaltiger sowie verantwortungsvoller Geschäftspraktiken spiele: Ich kann als Aktionär positive Veränderungen fördern. Dies hat mich motiviert und inspiriert, mich stärker mit diesen Themen zu beschäftigen bzw. mich weiterzubilden und eventuell auch in zukünftigen Investitionen meine Stimmrechte aktiv zu nutzen.
War die Hauptversammlung so, wie du es erwartet hast?
Nurzisan Yilmaz: Ich hatte erwartet, dass die Fraport-Hauptversammlung eine sehr formale und komplizierte Veranstaltung sein würde, bei der es schwierig sein könnte, den Diskussionen und Präsentationen zu folgen. Ich rechnete mit einer überwiegend älteren Teilnehmerstruktur und einer eher steifen Atmosphäre.
Die Hauptversammlung stellte sich als weniger kompliziert heraus, als ich es mir vorgestellt hatte. Die Präsentationen und Diskussionen waren klar strukturiert und gut verständlich, was es einfacher machte, den Inhalten zu folgen. Leider bestätigte sich meine Erwartung, dass kaum junge Menschen anwesend waren. Die Mehrheit der Teilnehmer bestand aus älteren Aktionären, was auf mich den Eindruck machte, dass junge Investoren vielleicht weniger Interesse an solchen Veranstaltungen haben oder sich nicht ausreichend repräsentiert fühlen. Ein positiver Aspekt der Veranstaltung war auch die Verpflegung. Das kostenlose Essen und Trinken trug zu einer angenehmen Atmosphäre bei und bot Gelegenheiten, sich in informellen Gesprächen mit anderen Teilnehmern auszutauschen. Nach der Rede von Max wurden wir oft angesprochen, was mir zeigte, dass unser Beitrag auf Interesse stieß und die Teilnehmer anregte, weiter über die angesprochenen Themen zu diskutieren. Dies war eine wertvolle Erfahrung, da es zeigte, dass unsere Meinungen und Ideen Gehör fanden und zum Dialog anregten.
War es schwer, sich in die zugrundeliegenden Themen einzuarbeiten?
Mario Schwarz: Teils, teils: In Bezug auf die Emission des Frankfurter Flughafen beziehungsweise der Flugzeuge war dies nicht schwer. Jedoch war die über 50 Seiten lange Einladung zur Hauptversammlung schwer verständlich. Ich hatte das Gefühl, die Fraport AG wollte nicht, dass ihre Aktionäre sich die Einladung durchlesen und sehen, wie viel der Vorstand verdient. Denn die Veränderung der Vorstandsgehälter, sowohl die Höhe als auch die Bestandteile, war das Hauptthema. Trotz mehrfachen und stundenlangen Lesens konnte ich am Schluss nicht sagen, wie viel genau die Vorstände verdienen werden. Nur, dass die Gehälter fernab von einem nach meiner Ansicht vertretbaren Niveau liegen.
Jedes Seminar und jedes Projekt bringt neue Erfahrungen mit sich. Welche waren besonders positiv, und gab es etwas, das euch negativ in Erinnerung geblieben ist?
Mario Schwarz: Leider geht es bei den meisten Unternehmen heutzutage nur darum, immer mehr Geld verdienen. Zahlen werden so dargestellt, wie es am besten für das Unternehmen passt. Es wird nicht das ganze Bild dargestellt. Ein Beispiel lieferte die Rede des Vorstandsvorsitzenden, der bei CO2-Emissionen nur auf Scope 1 und 2 eingeging, obwohl diese nur 12 % der Emission des Flugverkehrs ausmachen. Die 88 % von Scope 3 wurden weggelassen. Doch Fraport ist meiner Meinung nach maßgeblich mitverantwortlich für diese Emissionen. Das sieht das Unternehmen aber nicht so. Wiederholt hieß es. „das gehört nicht zu uns, daher sind wir dafür nicht verantwortlich“. Darum müssen sich die jeweiligen Firmen, also zum Beispiel die Fluggesellschaften, kümmern.
Positiv fiel mir auf, dass während der Hauptversammlung in einem Großteil der Reden die ökologische und soziale Nachhaltigkeit thematisiert wurde. Viel mehr, als ich erwartet hätte. Ich dachte, dass wir die einzigen sind, die – abgesehen von der ökonomischen Nachhaltigkeit – etwas zum Thema sagen werden. Auch der Zuspruch nach unserer Rede durch andere Aktionäre und Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat war positiv. Das Lob und die Gesprächsbereitschaft hatte ich so nicht erwartet.
Könnt ihr euch vorstellen, euch beruflich für nachhaltige Geldanlagen einzusetzen?
Mario Schwarz: Ja, das ist mein Plan. Setzt man Geld richtig ein, entfaltet es eine große Hebelwirkung für die ökologisch-soziale Transformation. Daran möchte ich mitarbeiten.
Mit folgenden Beitrag wandten sich die Studierenden an die Fraport-Aktionärsversammlung: Fraport-HV Redebeitrag.