Nüchtern betrachtet: Bier ist nicht ungefährlicher als Schnaps

Ein Nachhaltigkeitsbeirat ist für Nachhaltigkeitsfonds inzwischen eher Pflicht als Kür. Das war beileibe nicht immer so. Umso bemerkenswerter, dass dem Steyler Fair Invest - Equities, der im Herbst sein 10. Jubiläum feiert, sein Beirat bereits in die Wiege gelegt wurde. Bei der jüngsten Sitzung im Juni beschlossen die Experten wieder wichtige Änderungen der Richtlinien.

Alkohol verursacht hohe Kosten für die Gesellschaft

Alkohol verursacht hohe Kosten für die Gesellschaft

Wer Nachhaltigkeit ernst meint, muss sich stetig weiterentwickeln. Der Ethik-Ausschuss der Steyler Ethik Bank ist daher nicht nur Geburtshelfer der Steyler Fonds, sondern auch ständiger Impulsgeber. Das Gremium besteht aus Mitgliedern des Bankbeirates und externen Experten und begleitet sowohl die Bank als auch die Steyler Fonds in allen strategischen Fragen der nachhaltigen Ausrichtung. Und so wurden auch bei der mittlerweile 26. Sitzung des Ethik-Ausschusses wieder die Ärmel hochgekrempelt.

Der kritische Blick auf das Anlageuniversum führte erneut zu einer Anpassung der Steyler Ausschlusskriterien. Anfang des Jahres waren die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN als Auswahlkriterium für den Steyler Aktienfonds eingeführt worden. Nach erfolgreicher Testphase wird das Konzept nun auf die anderen beiden Steyler Fonds übertragen. Außerdem wurde das Kriterium „Alkohol“ nachgeschärft und mit der „industriellen Tierhaltung“ ein neues Kriterium aktiviert.

Die Folgekosten für die Gesellschaft sind enorm

„Die Steyler Nachhaltigkeitsrichtlinien sagen aus, mit welchen Geschäftsfeldern und -praktiken wir kein Geld verdienen wollen“, erklärt Samuel Drempetic, der bei der Steyler Ethik Bank für Ethik und Nachhaltigkeit zuständig ist. „Gerade wenn Gewinne generiert werden, während gleichzeitig Kosten für die Gesellschaft entstehen, ist das ein starkes Argument für uns einzugreifen.“ Ein Beispiel ist das Thema Alkohol, dessen weitreichende Probleme der Ausschuss kürzlich mit einem externen Experten detailliert diskutierte.

Auf der einen Seite stehen die großen börsennotierten Getränkeproduzenten, die teils hohe Gewinne einstreichen, auf der anderen Seite die Gesellschaft, welche viele negative Folgen tragen muss. Suchterkrankungen und durch Alkoholismus begünstigte Gewalt und Unfälle belasten die sozialen Sicherungssysteme ganz erheblich. Dementsprechend steht für Alkoholproduzenten ein negativer Wert zu Buche, was den Beitrag zu den nachhaltigen Entwicklungszielen betrifft – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Ausgeschlossen werden daher Unternehmen, die mehr als 5 Prozent ihres Umsatzes mit Bier und Wein erwirtschaften. Bisher galt der Ausschluss nur für höherprozentige Alkoholika. Doch der Ausschuss gelangte zu der Überzeugung, dass Bier keineswegs ungefährlicher ist als Schnaps. „Uns geht es nicht darum, Alkoholgenuss moralisch zu verurteilen“, so Samuel Drempetic. „Mit unserem Selbstverständnis als nachhaltigen Investor ist es aber nicht vereinbar, dass wir an einem Geschäftsfeld Geld verdienen, dessen Folgekosten von der Gemeinschaft getragen werden müssen, also externalisiert werden, wie es in der Fachsprache heißt.“

Lachsfarmen belasten die Umwelt

Ein weiteres Kriterium wurde vom Ethik-Ausschuss bereits längere Zeit beobachtet und analysiert: Factory Farming. Industrielle Tierhaltung spielt zwar grundsätzlich keine Rolle in den Steyler Portfolien, da die klassischen Mast- und Schlachtbetriebe kaum am Kapitalmarkt aktiv sind. Dennoch führte der Ethik-Ausschuss „Factory Farming“ als hartes Ausschlusskriterium ein, um bestimmte Unternehmen der Fischindustrie systematisch aus dem Anlageuniversum herauszuhalten. Dies richtet sich vor allem gegen die großen Lachsfarmen. Aus ökologischer Sicht gelten insbesondere die großen Lachsfarmen in den skandinavischen Fjorden als fragwürdig.

Zehn Jahre Steyler Aktienfonds sind gleichbedeutend mit zehn Jahren Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsprofils. Die jüngsten Enscheidungen des Ethik-Ausschusses zeigen, dass dies auch in Zukunft so bleibt.

Armin Senger