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Wer sein Geld nachhaltig anlegen will, braucht Orientierung. Für private Investoren war es in der Vergangenheit nicht immer einfach, an solide Nachhaltigkeitsinformationen zu kommen. Zwar gibt es schon lange Nachhaltigkeitsratingagenturen. Doch deren Dienste können sich einfache Anleger nicht leisten. Schließlich verdienen die Agenturen mit den mühsam gesammelten Informationen ihr Geld, was die Dienstleistung entsprechend teuer macht. Somit kamen bisher nur institutionelle Akteure mit entsprechender Finanzkraft in den Genuss der Nachhaltigkeitsratings.
Erstaunlicherweise scheint das Problem der mangelnden Informationen nun aber der Vergangenheit anzugehören. Denn mittlerweile gibt es massenhaft frei verfügbare Fondsbewertungen. Alles prima, also? Keineswegs, denn nun droht ein neues Problem. Neuerdings scheint es eher zu viele und vor allem unklare Informationen zu geben. Anders gesagt: Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
Eine ganze Reihe von Plattformen warten mittlerweile mit kostenlosen Informationen auf. Zu nennen sind nachhaltiges-investment.org, yourSRI, faire-fonds.info, cleanvest, meinfairmögen und einige mehr. Sogar Ratingunternehmen (z.B. MSCI ESG Fund Rating) und Tradingportale bieten auf ihren Internetseiten die Möglichkeit, einzelne Fonds oder Unternehmen hinsichtlich Nachhaltigkeit zu selektieren oder anzuschauen. Doch genau hier beginnt das Dilemma. Denn jede Quelle hat einen anderen Fokus und die Intention des Betreibers spielt eine große Rolle. Meist erhält man schlicht ein Sammelsurium an Zahlen und fragt sich dann, ob der Fonds mit 6,1 Punkten nun wirklich nachhaltiger ist als der Fonds mit der 6,0.
Wie gesagt: Grundsätzlich ist Transparenz gut. Dennoch sehe ich im neuen Informationsüberfluss einige Probleme und möchte ein paar Beispiele nennen, über die es zumindest zu diskutieren lohnt:
Da dies keine wissenschaftliche Abhandlung werden soll, fallen viele weitere durchaus diskussionswürdige Punkte weg. Festzuhalten ist, dass jedes Portal eigene Interessen verfolgt und hierzu individuelle Methoden anwendet.
Die Schwierigkeit beim Thema Nachhaltigkeit ist, dass man nicht mit den Kategorien „richtig“ und „falsch“ arbeiten kann. Denn es gibt nun mal verschiedene Nachhaltigkeitsansätze, die durchaus ihre eigenen Berechtigungen haben. Jedoch geben Fondsportale schnell den Eindruck einer endgültigen Bewertung. Dass der Gesetzgeber nun allgemeingültige Definitionen vorgibt, ändert an dieser Tatsache nichts.
Wir verstehen Nachhaltigkeit als einen Prozess. Mit unseren Kriterien möchten wir Impulse setzen, die uns schrittweise dem Ziel einer besseren und gerechteren Welt näherbringen. Ethisch zu handeln bedeutet manchmal, dass man einige Geschäftsfelder kategorisch ausschließt, weil man mit ihnen kein Geld verdienen möchte. Und in anderen Fällen kann es bedeuten, Kompromisse einzugehen. Etwa, wenn man in Unternehmen investiert, deren Nachhaltigkeitsbemühen zwar noch nicht komplett überzeugt, die aber auf dem richtigen Weg sind.
Nachhaltigkeit und Ethik bedeutet Diskussion, die leider auf Bewertungsportalen fehlen. Und nicht, dass man uns missversteht: Wir arbeiten mit Rückmeldungen. Unser Ethik-Ausschuss setzt sich halbjährlich zusammen und diskutiert die Kriterien. Auch der Ethik-Anlagerat schaut, welche Unternehmen warum ausgeschlossen werden oder eben nicht. Ich vermute nicht, dass dies bei den vielen ETFs geschieht, die zufälligerweise sehr nachhaltig bewertet werden, obwohl diese keinerlei Intention in diese Richtung haben.
All diese Abwägungen und Feinheiten werden durch die vielen frei zugänglichen Bewertungsprotale nicht annähernd abgebildet. Wer sich also wirklich mit Nachhaltigkeit und Ethik in der Finanzwelt auseinandersetzen will, wird mit den aktuellen verfügbaren Angeboten und ihren verschiedenen Ansätzen nicht glücklich werden.
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